Galerie Qiankun Poster

Design für Ausstellung chinesischer Collage-Kunst,
Qiankun Space, Peking Mai 2022

„Das ist von chinesischen Künstlern gemacht. Versuchen Sie, das Gleiche zu tun.“
Handgeschriebener Text auf einer Postkarte „from Uncle Alex, San Francisco, Kalifornien, Oktober 1924“

Vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert, als Papier und Textilien in China teuer waren, wurden Papierreste sorgfältig gesammelt und wieder verwendet, um Dinge damit zu flicken und wieder benutzbar zu machen. In dieser Zeit entstand unter den Künstlern in China eine Collagetechnik namens „Ba Po Tu“ (八破图 „Mian Hui Dui“ zu deutsch „die acht zerbrochenen Bilder“ oder „the 8 brokens“). Das sind z.B. sehr individuelle, kleine Kunstwerke auf Postkarten mit fein ausgeschnittenen Briefmarken, die zu neuen Bildern zusammengesetzt wurden. Die umgebende Szenerie haben die Künstler einfach dazugemalt. Diese liebevoll arrangierten Karten mit typisch chinesischen Motiven wurden vermutlich als Souvenirs hergestellt und an ausländische Besucher verkauft. Es finden sich aber auch Motive mit westlichen Darstellungen wie z.B. zur Mode der Damen, Blumenarrangements oder Stadtansichten aus Europa. Die Beschriftung in französisch oder englisch legt nahe, daß diese von westlichen Künstlern stammen, die damals in China ansässig waren.

Die Ausstellung in der Galerie Qiankun in Peking zeigte einen Einblick in die umfangreiche Postkartensammlung von Unikaten, die ein Sammler über mehr als 30 Jahre hinweg in Buch- und Antiquitätenläden im Stadtteil Dashilan zusammengetragen und archiviert hat. Sie lädt die Besucher ein, sich inspirieren zu lassen, vielleicht sogar der Einladung zu folgen, und es selbst auszuprobieren: Ergänzend zur Ausstellung bietet Qiankun Space Workshops für diese Technik an.

Darüberhinaus gibt es im angeschlossenen Souvenir-Shop Reprints ausgewählter Postkartenmotive in einem Sampler als 10-er Packung, sowie Merchandising-Artikel ausgewählter Motive.

Für die Wiederholung der Ausstellung in den Folgejahren habe ich eine Serie von Postern im DIN A1 Format mit „westlichen“ und „östlichen“ Motiven gestaltet, oben genannte Werbemittel designt, sowie die Kuratierung begleitet.

Auch heutzutage steht der Wert der Materialien durch die Verknappung der Ressourcen wieder stark im Focus und das „Wiederverwerten“ beschäftigt die Kunstszene.